Vierhufiger Zuwachs im Kinderdorf Pöttsching

Seit Juni 2020 darf sich das Kinderdorf Pöttsching über vierbeinigen Zuwachs freuen! Die Islandpferde Bjarki, Hertogi, Espen und Kalli werden zukünftig – gemeinsam mit Stefanie Födinger und im Zuge der interdisziplinären Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des PSDs Eisenstadt – unser Therapieangebot durch die pferdegestützte Psychotherapie erweitern.

Was ist pferdegestützte Psychotherapie (pgPT)?

Sie bezeichnet die Einbeziehung des Pferdes als Medium, als Begleiter und Beziehungspartner in einem psychotherapeutischen Prozess.

Die pferdegestützte Psychotherapie ist kein eigenständiges Psychotherapieverfahren. Sie baut nur bedingt auf eigener Theoriebildung auf. Im Menschenbild und den Methoden nimmt sie Anlehnung an bestehende psychotherapeutische Schulen und kann in diese integriert werden.

PgPT ist eine jüngere Form im Rahmen der pferdegestützten Interventionen. Dazu zählen die heilpädagogische Förderung mit dem Pferd, die Reittherapie, die Hippotherapie und die Reitpädagogik.

Die pferdegestützte Psychotherapie kann nur von Psychotherapeut*innen durchgeführt werden, die durch ihre psychologische, medizinische und psychotherapeutische Schulung für die Ausübung befähigt sind. Der Mehrwert der pferdegestützten Psychotherapie gründet

auf mehreren Wirkmechanismen. Diese zeichnen ein deutliches Bild, dass durch das Einbinden eines Pferdes in eine Psychotherapie sich auch „schwer zu erreichende“ Klient*innen in einen Therapieprozess einlassen können:

Menschen, die z.B.:

  • der Therapien „müde sind“
  • keinen Zugang zu einer klassischen psychotherapeutischen Form finden
  • aus verschiedenen Gründen wenig Zugang zu ihren Gefühlen und zu ihrem Körper haben.
  • aufgrund unterschiedlicher Ursachen keinen Ausdruck über Sprache haben
  • für sich Gründe haben anderen Menschen nicht zu vertrauen. Das Pferd übernimmt in der pferdegestützten Psychotherapie die Rolle des Vermittlers, des Beziehungspartners und des Motivators.

Vielen Kindern und Jugendlichen fällt es schwer über Gedanken und Gefühle zu sprechen. Doch bereits in der einfachsten Interaktion mit dem Pferd – wie zum Beispiel dem Begrüßen des Pferdes im Stall – zeigen sich Muster und emotionale Reaktionen der Klient*innen in Bezug auf Beiziehungs- und Bindungsthemen. Pferde geben konkrete körpersprachliche Rückmeldung auf die eigenen Gefühle und das Verhalten. Diese Resonanzphänomene der Pferde sind deutlich zu beobachten und dienen in der pferdegestützten Psychotherapie als Informationsquelle, die von Psychotherapeut*innen wahrgenommen und in unterschiedlicher Form für die Klient*innen sichtbar und verständlich gemacht werden können.

Das Angebot der pferdegestützten Psychotherapie wurde von allen Kindern und Jugendlichen vom ersten Tag an im Kinderdorf Pöttsching mit großer Begeisterung angenommen! Vielen von ihnen ist es aufgrund unterschiedlicher Gründe nicht möglich Zugang zu einer klassischen Psychotherapie zu finden.

Wir sind daher sehr dankbar, unseren anvertrauten Kindern und Jugendlichen auch jetzt die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren Ängsten, Sorgen und vorhandenen Traumata durch die Anwesenheit der Pferde auseinanderzusetzen. 

In der nächsten Ausgabe möchten wir Ihnen gerne unsere vier Islandpferde näher vorstellen und die Psychotherapeutin Stefanie Födinger, die durch ihre ausgeprägte Empathie, ihre Feinfühligkeit und Sensibilität für Tier und Mensch großartige Arbeit leistet!